TERROR & SPIELE. Der internationale Fußball als Laufsteg der Demagogen

Dienstag, 11.10.2011. Die deutsche Fußballnationalmannschaft hat heute auch das zehnte und letzte Qualifikationsspiel für die Fußball-EM im nächsten Jahr gewonnen und wird ab dem 08.06.2012 in Polen und der Ukraine um den Europameistertitel spielen.
Knapp sechs Stunden vor dem Anpfiff wurde in eben dieser Ukraine die ehemalige Ministerpräsidentin und jetzige Oppositionsführerin Julia Timoschenko wegen angeblicher Selbstbereicherung an Regierungsgeschäften während ihrer Amtszeit zu sieben Jahren Haft verurteilt. – Ein Schauprozess, vergleichbar dem gegen Alexander Chodorkowsky in Russland, der einzig dazu dient, jede Form von Opposition gegen die herrschende Regierungsklasse durch Einschüchterung im Keim zu ersticken.
Die Ukraine: Ein ehemaliger UdSSR-Satellitenstaat, der wie das große Brüderchen nebenan politisch immer noch auf den Spuren Stalins wandelt, obwohl man sich nach außen hin gern mit demokratisch-parlamentaristischen Federn schmückt.
Da passt die Faust mehr als nur aufs Auge, dass die Fußball-WM 2018 in Russland ausgetragen wird. Der internationale Fußball als Plattform für verhuschte Diktaturen. Das ist mal neu. Danke, FIFA, danke, Sepp Blatter.
Dass die Nationalmannschaft von – sagen wir – Nordkorea am internationalen Wettbewerb teilnimmt, bezeichnet ein Entgegenkommen von beiden Seiten: Der eine lässt spielen; und der andere spielt mit. Nordkorea als „Fußballnation“ beugt sich – Politik zuhause hin oder her – den Regeln der Welt.
Wenn jedoch ein diktatorisches Regime mit der Auszeichnung geadelt wird, diese Spiele ausrichten zu dürfen, spielen alle Spieler immer auch für eben dieses Regime. Es gibt Leute, die behaupten, die Ausrichtung eines internationalen Spektakels wie der Fußball-EM in einem demagogisch regierten Land könne dazu dienlich sein, dieses dem Westen und seinem Verständnis von Demokratie gegenüber ein Stück weit zu öffnen. Denkfehler dabei: Das Land – als Mehrheit der Bevölkerung – steht uns zumindest in der Ukraine hochgradig offen gegenüber. Wer hier blockt, ist die Machtelite. Und die interessiert nur der Erhalt der eigenen totalen Macht. Mittel egal. Und wo und wann soll eine solche Machtelite schon mal mit den Mitteln des Sports „bekehrt“ worden sein? Bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin? Oder denen 2008 in China? Stattdessen wird auch in der Ukraine einem Regime eine Bühne zur Selbstdarstellung geboten, dem man vernünftigerweise jede Möglichkeit der Profilierung versagen sollte. Von den Milliarden Euro, die nebenbei in die Staatskasse fließen, ganz zu schweigen. Genauso ist es dummes Geschwätz zu behaupten, ein Medienereignis wie die EM richte die Blicke der ganzen Welt auf das Land und trage dazu bei, die dortigen Missstände ans Licht der internationalen Öffentlichkeit zu zerren. Als ob die mich interessieren, wenn ich mit Chips und Bier vor der Glotze sitze und Schweinsteiger und Co. gewinnen sehen will. Und wenn doch mal kritisch hinter die Kulissen geschaut wird. – Nach drei Wochen ist eh alles wieder vorbei. Dann sind die Reporter mit ihren Kameras und Laptops wieder weg. Wenn der Spielvergabe der FIFA eine solche Denke zugrunde läge, hätte man die WM 1990 in Ruanda austragen lassen müssen.
Die EM in der Ukraine wird stattfinden, so viel ist sicher. Selbst wenn dort in der Zwischenzeit ein Bürgerkrieg wie der in Libyen gegen Gaddafi ausbricht. Dafür hängt zu viel Kohle an der ganzen Sache. Aber schöner, besser, freier, gerechter – das alles wird das Land nur durch eine starke Opposition. Und zu dieser tragen der europäische Fußball und die verantwortlichen Entscheidungsträger nicht nur bei der FIFA sicher nicht bei, wenn sie die Tyrannen hofieren und ihre militärische Aufrüstung finanzieren.
Kann man in den nächsten sieben Jahren nochmal drüber nachdenken. Dann geht´s nach Moskau. Dort heißt der Präsident dann wieder Putin. Demokratisch wiedergewählt. Ist schon ausgemacht.

Robert Martschinke

SÜDKURVENSPEZIAL. Hodie: Theologica fußballerina oder: Wer’s glaubt, wird selig. Vorletzte Antworten.

hennes noster qui est in colonis

Heute inne Fluppenpause mal den Lütte angefragt, wie man eigentlich so’n Schalker wird, ist ja mal interessant, ist ja logisch, also logisch absolut nicht zu erklären, daß einer so was wird, darauf der Lütte: gar nicht, weil: als Schalker wird man geboren; oder eben nicht. Lassen wir mal so stehen. Und sind mal froh, daß wir nicht als Schalker geboren sind. Fragt sich nur, warum manche als Schalker geboren werden und andere nicht. Am Zodiak kann’s nicht liegen, Lütte is‘ auch ’n Krebs. Vielleicht isses ja genetisch bedingt. Desoxeribonuklein und so. Sieht man ja immer mal wieder, daß wenn der Vater ’n Schalker ist, der Sohnemann auch einer ist.
Nu gibt’s natürlich auch kölnbezüglich solche Familienklüngelei; die aber völlig anders generiert ist. Kölner wird man nämlich – so weit unsereins das angeht und versteht – nicht automatisch von Geburt an (außer natürlich, man ist in Köln geboren), sondern durch zwingende Logik. Weil Köln nunmal der beste Verein der Welt ist. Und wenn man das dem Kind frühzeitig (postnatal reicht) ordentlich pädagogisch darlegt und aufzeigt, und es ist verständig und tut nicht verbockt (äh…), dann wird’s natürlich auch ’n Kölner. Logisch.
Kann man also zusammenfassend mal ganz wertungsfrei jetzt sagen: Die Schalker halten’s wie die Juden, die werden ja auch schon so geboren; die Kölner dagegen wie die Katholiken, die müssen erst getauft werden bzw. gefirmt. Ob’s die Bayern wie die Moslems halten und wie’s die Bayern bzw. Moslems überhaupt halten, kann man an dieser Stelle jetzt nicht sagen, müsste man erst noch erkunden bzw. mal einen fragen.
Daß aber auch ein Schalker, selbst wenn er so geboren wurde, hierzulade immer noch Religionsfreiheit hat und gewissermaßen sozusagen konvertieren kann, das hat ja zuletzt der Neuer Manuel mal angezeigt. Der wird ja jetzt Moslem bzw. Bayer. Obwohl Lütte meint, daß der jetzt Moslem bzw. Bayer wird, das zeigt nur, daß der nie ’n richtiger Schalker gewesen war.
So ist es letztendlich mit dem Fußball wie in der Theologie: Dogmen, Thesen und Argumente jagen einander übern Rasen auf der Suche nach Ball, Schiri und Tor. Die allerletzten Antworten aber liegen jenseits des Stadions.

Robert Martschinke, 04.05.2011
wird zur Zeit nicht in der Printausgabe veröffentlicht

SÜDKURVENSLALOM. In dieser Ausgabe: Fast wie beim Sex: schon fertig, bevor’s überhaupt angefangen hat. Pawlowsche Reflexe. Gender. Ein Gruß ans andere Geschlecht. (33. Spieltag dlS)

Ball ist rund.
Tor ist eckig.
Alles andere ist Geometrie.

Am Wochenende soll’s ja famosigstes Wetter geben. Da hat’s auf Garantie kein Bock (wie man so sagt), sich vorn PC zu setzen und ’ne Südkurve zu fabulieren. Darum haben wir hier einfach schon mal zwei Versionen für alle Fälle vorgeschrieben: eine für wenn Köln gewinnt, die andere für wenn nicht.
Version 1: Köln gewinnt.
Kann man sich ja immer wieder drüber freuen, wenn die Kölnischen auswärts zaubern und die Theorie vom Hennes-Faktor als Schweizer Käse servieren. So auch am Samstag von heute, wo sie den Frankfurtern die Kappe langgezogen haben. Und für nächstes Wochenende wartet auf den Hennes dann ein ganz besonderliches Fresschen: Die Depriritter aus Gelsenkirchen haben sich angekündigt. Da jucken dem Hennes jetzt schon die Geweihspitzen.
Version 2: Köln verliert.
Immerhin. Pünktlich zum nahenden Ende der Saison funkelt die Theorie vom Hennes-Faktor noch einmal in ihrer ganzen logischen und allgemeingültigen Reinheit. Köln kriegt in Frankfurt einmal mehr so richtig die Kappe langgezogen. Und für nächstes Wochende wartet auf den Hennes dann ein ganz besonderliches Leckerli: Die Depriritter aus Gelsenkirchen haben sich angekündigt. Da jucken dem Hennes jetzt schon die Geweihspitzen.
Apropos Schalke: Demnächst ist übrigens wieder Frauenfußballweltmeisterschaft. Kein Scheiß. So was gibt’s wirklich. Das ist Gender (sprich: dschänn-da). Gender besagt, daß Frauen das Gleiche können wie Männer auch (oder immerhin so ähnlich).
Das ist natürlich ganz großer Quatsch. Frauen können keine Kinder zeugen und Männer keine Kinder kriegen. Wenn die Männer die Kinder kriegen müssten, wär‘ die Menschheit längste ausgestorben. Und wenn die Frauen die Kinder zeugen müßten, erst recht.
Daß die deutschen Frauenfußballer immer Weltmeister werden, beweist übrigens nicht, daß die so gut spielen; vielmehr beweist es, daß der Frauenfußball in Deutschland viel mehr gefördert wird wie in der übrigen Welt, beispielsweise im Iran.
Frauen-Formel-Eins gibt’s allerdings auch hierzulande nicht, Gender hin, Gender her. Die sollen erstmal rückwärts einparken lernen.
Dann haut mal rein, Mädels. Aber lasst den Rasen heile…

06.05.2011

Nachtrag 07.05.2011.
Version 1 macht das Rennen: Die Colonier machen in Frankfurt in einem der fußballtechnisch unterirdischsten Spiele der Saison mit einem soliden zwei zu null den Sack zu, überholen mal wieder die Schalkos in der Tabelle und bleiben erstklassig. Die Blauweißen aus Gelsenkirchen dagegen verschlumpfen auch gegen die Gäste aus Mainz. Dem armen Neuer muss bestimmt schon ganz schwindelig sein, so häufig wie der sich in letzter Zeit umdrehen musste. Und nächstes Wochenende wird’s ja auch nicht besser. Neuers Neue dagegen verpassen der Roten Laterne von St. Pauli acht Kirschen und machen so, daß der Hennes nu auch nicht mehr die gruseligste Torbilanz der Liga aufweist. Bedankt, ihr Barzis. Und jetzt wieder raus inne Sonne…

Robert Martschinke
wird zur Zeit nicht in der Printausgabe veröffentlicht

SÜDKURVENSLALOM. In dieser Folge: Der Hennes-Faktor als relevante Größe auf dem Weg zur deutschen Meisterschaft oder: Hennes macht den Meister. Kein Bock auf Schalke. Klassenkampf. Von notwenigen und hinreichenden Bedingungen. (32. Spieltag dlS)

Ball ist rund.
Spiel dauert 90 Minuten.
Schale geht nach Dortmund.


Steilvorlagen für ’nen wendungsreichen Südkurvenslalom alldieweil, man musse nur gekonnt abzufangen wissen. Los geht’s: Man kann den Kölnern ja ’ne Menge vorwerfen; aber nicht, daß sie ( – Achtung! – ) kein Bock haben.

…???

Okay, dann eben nicht.
Hennes, der Meistermacher: Um Punkt 17 Uhr 9 Minuten und 55 Sekunden legt Novakovic den Gästen aus Leverkusen, die spielen, als hätten sie sich die gesamte Produktpalette ihres Hauptsponsors reingetan, zum zweiten Mal die Kirsche ins Netzchen und kredenzt den Dortmunder Borussen am vorvorletzten Spieltag den siebenten Meistertitel ihrer Karriere. So nett kann man auf Kölle sein. Fast noch netter geht’s auf Schalke zu. Manuel Neuer schleimt sich bei seinem neuen Club in spe ein, indem er viermal das Leder vorbeilässt. Fragt sich nur, ob die Bayern ihn in dieser Form überhaupt haben wollen. Die Gelsenkirchener Mannschaftskollegen machen ihrem Manu den Abschied allerdings nu wirklich nicht schwer: Drei verlorene Spiele in Folge, und eine Wetterbesserung ist nicht in Sicht. Mittwoch gibt’s bei ManU das Championsleague-Aus, und Köln steht auch noch auf der Schalker Agenda. Unter den Augen vom Hennes.
Rein rechnerisch kann Schalke übrigens tatsächlich noch absteigen. Dann müßte Frankfurt jedoch die letzten beiden Spiele mit einem Torplus von 12 Treffern gewinnen. (Klingt erstmal unwahrscheinlich; andersherum: Nächstes Wochenende spielen sie gegen Köln, und die kassieren auswärts gerne auch mal’n Sechserpack.) Auch Vauwehausen müßte beide Spiele gewinnen, Köln, Bremen und Stuttgart bloß eins (Welches das bei Köln sein wird, dürfte ja wohl klar sein.) und Schalke erwartungsgemäß beide verlieren.
Klassenkampf pur also in der unteren Tabellenhälfte und reichlich Stoff nicht nur für mathematische Kurvendiskussionen. Wir bleiben am Ball. Flachhalten ist alles.
Mal kucken, ob der Lütte sich morgen zur Arbeit kommen traut.

Robert Martschinke, 01.05.2011
zur Zeit nicht in der Printausgabe veröffentlicht

SÜDKURVENSPEZIAL. Anlaß: Weißwurst statt Currywurst – Lütte hat ‚n Blues.

Junge, komm‘ bald wieder…
FREDDY QUINN

Mannometer zum Kubik.
Der Lütte is‘ ganz schön angepisst.
Der Lütte is‘ ’n Kollege und nämlich Schalker.
Und jetzt geht der Manuel Neuer, seines Zeichens Torwart von Deutschland, aber auch von Schalke, jetzt geht der nach zwanzig Jahren bei Schalke, praktisch vonne Vorschul-E-Jugend bis jetzt aktuell UEFA-Semifinale, praktisch von ganz unten bis nach fast ganz oben immer ’n Schalker, jetzt geht der nach so viel Schalke hin und wechselt zu den Bayern. Findet der Lütte natürlich total pervers. Natürlich zu recht. Zu Bayern gehn is‘ grundsätzlich pervers. Quasi naturgesetzmäßig. Da muss man sogar den Düsseldorfer Toten Hosen was recht geben mit ihrem diesbezüglichen Lied. Kann ja auch der Hennes ’ne Weise von flöten. Schließlich war der Poldi auch mal von Köln weg zu Bayern; wo er sich dann auf der Ersatzbank den Arsch plattgesessen hat. Als er dann nach Köln zurückgeschlichen kam, der Verräter, fanden das in Köln alle janzjanzdoll. Sollte zumindest so aussehen wie wenn. Als ob…
Sei’s drum.
Mal kucken, wie lange ’s dem Manu bei Hoeneß und Konsorten gefällt. Muss ja nicht nur Bälle fangen da, sondern sich auch imagemäßig angelegentlich in so ’ne Krachlederne reintun und sich aufm Oktoberfest zum Schickimicki-Clown machen lassen. Im Zelt von Feinkost Käfer. Weißwurst statt Currywurst. Kann man sich allerdings, was das angeht, ganz gut vorstellen, daß er da ’ne bayernmäßig gute Figur macht, der Manu. Hat zumindest nicht so ’ne Hackfresse wie der Poldi. Der hat ja fast so ’ne Hackfresse wie der Schweini.
Egal.
Was den Lütte angeht, brauch‘ der Manu auf keinen Fall nicht zu Schalke zurückzukommen. Kann man dem Lütte nur memento geben und sagen: Das haben se in Köln zum Poldi damals auch gesagt. Und wie lange is‘ der jetzt schon wieder Hennesianer.
Ja, ne, Lütte, is‘ ja gut, hast ja recht. Ja, ne, is‘ klar, Schalke ist nicht Köln. Weiß ich selber.
In Köln steht übrigens ’n Bayer im Tor.

Robert Martschinke, 20.04.2011
zur Zeit nicht in der Printausgabe veröffentlicht

SÜDKURVENSLALOM. Diesmal: Hennes reloaded oder: ein Bock ohne Schaefer. Das Kölner Tor als Osterkörbchen. Zweitligaträume. Der Manu als Poldi auf Schalke. Ein Wort an ein paar ganz spezielle Leser. (Oder: Honni soit qui mal y pense.) (Sting heißt übrigens Sting, weil er in den Siebzigern immer so‘n SCHWARZGELBgestreiften Pulli anhatte, wodrin er aussah wie ’ne Wespe; sagt man.) (31. Spieltag dlS)

Ball ist rund.
Spiel dauert 90 Minuten.
Alles andere ist Theologie.

Reisen hält jung. Das wissen wir nicht erst seit Einsteins Spezieller Relativitätstheorie (Stichwort: Speziell-relativistische Zeitdilatation), aber: Punkte bringen tut’s noch weniger. Zumindest auswärts greift der Hennes-Faktor munter weiter: Köln, frisch aufs Trainerkarussel aufgesprungen und den Schaefer Frank der Zentrifugalkraft anheimgestellt, kassiert vier Knickeeier ohne Füllung in Vauwehausen und macht eindrucksvoll seine Ansprüche auf einen Abstiegsplatz geltend. (Was die Tordifferenz angeht, sind ’se ja eh schon längste so weit.) Ist es angesichts derartiger Kalamitäten trostspendend, daß Schalke nach dem null zu eins gegen Kaiserslautern rein nominell auch immer noch absteigen kann?
– Nicht wirklich.
Die Fans haben dem Manu die Fahnenflucht ins Zelt von Feinkost Käfer ja angeblich verziehen. Podolski-Syndrom, klare Marie. (Notiz an mich selbst: Lütte Montag damit ärgern. – Ach ne, Montag ist ja frei…)
Dem Manu haben sie vergeben; dem FC Bayern allerdings nicht. Können manchmal ganz schön spitzfindig werden, so Ruhrpottler.
Apropos Schalke: Angeblich gibt’s hier regelmäßig Leser dieser Kolumne, die sind das nur wegen dem gelegentlichen Schalkebashing. Dortmunder nämlich. Tigerentenclub.
Schon erstaunlich, daß ’n Verein mit schwarz-gelben Farben unter ’ner schwarz-gelben Regierung die besten Aussichten hat, Deutscher Meister zu werden. Ein Schuft, wer Böses dabei denkt.
Was? CG Jung? Synchronizitätsprinzip? Das könnt ihr eurer Großmutter erzählen. Und außerdem ist die Platte von The Police. Und Sting heißt übrigens Sting, weil… – Ja, da leck‘ mich doch einer…

Robert Martschinke, 24.04.2011
zur Zeit nicht in der Printausgabe veröffentlicht

SÜDKURVENSLALOM. Heute: Sch…mäh. (30. Spieltag dlS)

Ball ist rund.
Spiel…
usw. usf.

Realität ist immer relativ, oder wie der Logiker sagt: Gibt immer ’ne Logik, man muss nur drauf kommen. Obwohl theoretisch völlig unmöglich, siegt Stuttgart auswärts gegen Köln mit drei zu eins. Et tu, Hennes? Wo dran hat’s also gelegen? Wetter war gut. Südkurve war voll. Nordkurve auch. (Von Stuttgart aus ist ja nicht weit.) Schäfer säuft Kaffee ausm Pappbecher. Philosophie ist, wenn man glaubt, dass man’s weiß, obwohl es nix zu wissen gibt. Reden wir also nicht drumrum: Der Hennes hat dies Wochenende wieder richtig scheiße gespielt. Aber so richtig. Also so langsam seh‘ ich schwarz für den Hennes.
Selbst Poldi (!) sagt nach dem Spiel, dass das kein Fußball war, was die Kölner hier heute gespielt haben. Was es stattdessen war, sagt er aber nicht.
Vier Spieltage noch. Drei Punkte bis zu ’nem Abstiegsplatz.
Ein leises Mäh in Richtung Zweite Liga. Scheiße halt.

Robert Martschinke, 17.04.2011
wird zur Zeit nicht in der Printausgabe veröffentlicht

SÜDKURVENSLALOM. Heute: Irregularitäten auf Quantenebene verlangen nach einer praktischen Kritik der reinen Vernunft vom Hennes-Faktor. Televisionen. Richard David Precht. Die sieben Kardinalstugenden, erster Teil: Demut. (29. Spieltag dlS)

Ball ist rund.
Spiel dauert 90 Minuten.
Alles andere ist Theorie…

Scheiße. Die Theorie vom Hennes-Faktor ist dahin. Sprichwörtlich für die schrödingersche Katz‘. Köln hat auswärts gewonnen. Far from Hennes.
Andersherum: Gerade von Schrödinger wissen wir, daß in der winzigen Welt der Quantenmechanik so einiges möglich ist. Zumal gegen Mönchengladbach, seines Zeichens fußballerische Grobmechanik sondergleichen.
Vielleicht hat der Hennes sich aber auch das Spiel im Bezahlfernsehen angesehen. Und so weit weg von Köln ist Gladbach ja auch nicht, rein entfernungsmäßig betrachtet. Da kann man von hier aus locker hinspucken.
Dann funktioniert Erwins Zukucktrick also auch via Glotze. Was – wie jede gute Wissenschaft – weitere Fragen aufwirft, zum Bleistift: Macht das auch ’nen Unterschied, ob unsereiner zukuckt oder nicht? Und wenn ja – welchen? Kauft man sich besser ’ne Dauerkarte; oder sollte man sie ganz im Gegenteil schleunigst schreddern? Mit einfachsten Worten: Bin ich Hennes? – Und wenn ja wie viel?
Was? Köln hat gar nicht gewonnen? Eins zu fünf verloren?
Also doch. Hat sich die Theorie vom Hennes-Faktor mal wieder als luft- und wasserdicht bewiesen.
Eins zu fünf gegen den Tabellenletzten. Das zeugt allerdings von Demut. Den Gladbachern selbstlos den höchsten Heimsieg seit fünfzehn Jahren beschert.
Da können sich die Schalker mit ihrem Champions-League-Gepose ruhig mal ’ne Scheibe von abschneiden…
Christkind gespielt im April. Schöne Bescherung.
Wieso spielt Köln eigentlich ständig sonntags?

Robert Martschinke, 10.04.2011
zur Zeit nicht in der Printausgabe veröffentlicht

SÜDKURVENSLALOM. Heute: Randale an der Elbe. Oktoberfest am Dom. Und heiter dreht sich das Trainerkarussel oder: die Kreisur vom Quadrat: Hennes goes politics (or not). (28. Spieltag dlS)

Ball ist rund.
Spiel dauert 90 Minuten.
Alles andere ist Theorie…

Sonntag, 18 Uhr, Sportschau im Ersten.
Denkste, jetzt kommt zum tausendsten Mal der arme Linienrichter, der den vollen (!!!) Bierbecher in den Nacken kriegt, und dann das:
Erste Meldung: Guido Westerwelle räumt seinen Posten als Trainer beim FDP. (Einen Tag später wird er auch den Co-Trainer-Posten bei der Nationalmannschaft hinschmeissen.) Ob die Randale in Hamburg schuld ist? Da mussten sie das Freitagsspiel abbrechen, weil die Fans die Spieler und Schiris mit allerlei handlichen, mehr oder minder flugtauglichen Gegenständen befeuert haben. (siehe Bierbecher oben)
Möglicherweise fürchtet die Nationaltrainerin, dass ihr so was auch noch passieren wird. Zumal sie jetzt auch noch eigenhändig einigen Hauptsponsoren ihres Teams den Saft abgedreht hat. Da bringt der Co-Trainer-Wechsel jedoch auch nicht viel, kommt der Nachfolger doch höchstwahrscheinlichst vom selben Verein. Und der spielt mittlerweile bestenfalls noch in der Bezirksliga.
Anyway, wie der Schwede sagt. Was schert den Fan die Vereinspolitik? Hauptsache, das Rundige trifft ins Eckige. Die Kreisur des Quadrats, sozusagen.
Köln gewinnt das Sonntagsspiel gegen Nürnberg bayernmäßig mit einem ranzigen Tor in der Nachspielzeit. Ob die Merkel das auch so hinkriegt, sei mal mehr als dahingestellt. Kein Hennes weit und breit im Kanzleramt.
Von der Schalker Methode sei ihr jedoch erst recht abgeraten: Die Gelsenkirchener gewinnen an diesem Wochenende besagtes Randalespiel auf St. Pauli, ohne es überhaupt zuende gespielt zu haben.
Das hat Merkels Vorgänger auch versucht. Spiel ging dann doch anders aus.

Robert Martschinke, 03.04.2011
zur Zeit noch nicht in der Printausgabe veröffentlicht

SÜDKURVENSLALOM. Heute: Der Hennes-Faktor.

Ball ist rund.
Spiel dauert 90 Minuten.
Alles andere ist Theorie…

Nenenenene. Was ist bloß mit den Kölnern los? Im eigenen Stadion der absolute Kracher, auswärts dagegen jedesmal ´ne Katastrophe. Letztes Wochenende zuhause Hannover vier zu null weggeputzt; und dieses Wochenende in Hamburg gnadenlos zwei zu sechs verloren.
Das gibt zu denken. Zuhause nur Jubel, auswärts nur Kummer. Wer aber steht im kölschen Heimstadion bei jedem Spiel am Spielfeldrand, zeichnet sich auswärts jedoch durch notorische Abwesenheit aus? – Genau:
Der Hennes.
Kann das sein? Das wäre dann der Hennes-Effekt: kein Hennes – kein Sieg. Das wäre dann so ähnlich wie bei Erwin Schrödinger. Der hat mal herausgefunden, dass ein Experiment, also ein wissenschaftliches, anders ausgeht als sonst, bloß weil einer zukuckt. Kuckt einer zu, geht´s anders aus, als wenn keiner zukuckt. Klingelt´s?
Kuckt Hennes zu, gewinnen sie. Kuckt der Hennes nicht zu, verlieren sie. Der Hennes-Faktor, streng wissenschaftlich abgeleitet von Schrödinger. Der hat für seine Erkenntnisse sogar ´nen Physiknobelpreis gekriegt.
Fußball ist eben auch eine Wissenschaft. Quod erat demonstrandum, wie man so sagt.
Dieses Kölsch oder wie das heißt ist aber auch so was von lecker…

Robert Martschinke, 19.03.2011
zur Zeit nicht in der Printausgabe veröffentlicht