SÜDKURVENSLALOM. Heute: Die Psyche vom Hennes oder: Shakespeare in der Südkurve oder: Warum wir heute keine Schalker mehr werden. Oder so ähnlich.

Ball ist rund.
Spiel dauert 90 Minuten.
Alles andere ist Theorie…

Als Fuballfan macht man sich ja schon angelegentlich so seine Gedanken. Nicht nur übern eigenen Verein.
Der Hennes zum Beispiel. Der Hennes ist Ziegenbock und das Maskottchen vom 1. FC Köln.
Was der Hennes sich wohl denkt, wenn er alle zwei Wochen neben ´ne Wiese gestellt wird, wo dann elf Typen in Rot auflaufen und nochmal elf Typen in irgendeiner anderen Farbe und danach zweimal 45 Minuten kreuz und quer über besagte Wiese rennen, mit ´nem Ball?
Kann man den Hennes ja auch jetzt nicht so direkt fragen. (Kann man schon, bringt nur nicht viel.) Aber wenn man dem Hennes mal so richtig tief in die Augen schaut, wenn sie ihn kurz vor Spielbeginn von ganz nah filmen, also sein Gesicht, und der Hennes kuckt dann von der riesengroßen Stadionleinwand so in Großaufnahme auf einen runter… – Da fragt man sich schon, was der Hennes sich jetzt gerade wohl so denkt.
Kein Wissen gibt´s, der Seele Bildung im Gesicht zu lesen, wie schon William Shakespeare den König Duncan in seinem Macbeth sagen lässt.
Als die Spieler auflaufen, spielen sie über die Stadionlautsprecher Lady Gaga. Pokerface.
Köln gewinnt an diesem Tag 4:0 gegen Hannover und überholt Schalke.
Hennes hinterlässt am Spielfeldrand genau vier daumendicke Köddel.

Robert Martschinke, 11.03.2011
zur Zeit nicht in der Printausgabe veröffentlicht