Fotolyrik von Klaus Woestmann

Von unserem Autoren Klaus Woestmann gibt es zur Zeit übrigens eine Ausstellung in der Kulturkneipe Frauenstraße 24 (ebd.) in Münster. Und zwar mit den herausragendsten Werken seiner Fotolyrik (auch eine beliebte Rubrik in der Luftruinen – die Älteren werden sich erinnern;-)). Bis zur Renovierung der F 24 ab dem 30. Juli.
Nähere Informationen erhaltet Ihr auf:

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VERTIGO oder: Leichen stapeln sich bis zum Himmel

Samstag, 19.03.2011
Knut ist tot. – Der Welt geilstes Eisbärbaby hat ins Gras gebissen. Wieder einer, der den frühen Ruhm nicht verkraftet hat. Verglüht wie eine Sternschnuppe. Ob und welche Drogen im Spiel waren, soll nun eine Autopsie klären.
Vor vier Jahren, als Knut täglich die Titelseiten beherrschte und der Stefan mit seinem „Schlag‘ den Raab“ anfing, haben wir mal den Vorschlag gemacht, den Knut an seinem ersten Geburtstag gegen den Stefan antreten zu lassen; in einem käfiggesicherten Boxring, nachdem beide vorher zwei Wochen lang nichts zu fressen gekriegt haben.
Jetzt isser tot. Und Justin Bieber sieht auch schon nicht mehr ganz so frisch aus…

Sonntag, 20.03.2011
Alle führen Krieg, nur wir nicht. Frau Merkel mag nicht mitmachen beim großen Gaddafi-Klatschen am Golf. Wär‘ der Guttenberg noch da, stünde die Wehrmacht bestimmt schon am Nil oder Euphrat oder welcher Fluss da gerade durchfließt. Merkel betont indessen, und das wie immer ganz bewußt, daß sie das militärische Vorgehen der NATO begrüßt.
Ja, ne, is‘ klar. Demnächst begrüßt sie übrigens an dieser Stelle… – Aber ne: Das wird noch nicht verraten…

Montag, 21.03.2011
In team: (Der Doppelpunkt gehört zum Titel, also: kein Tippfehler), der Mitarbeiterzeitung der RWE, Ausgabe März 2011, lesen wir auf Seite 12 einen aussagekräftigen Satz: „Man [die RWE] setzt auf die Kraft vernünftiger Argumente, denn Ehrlichkeit und Transparenz braucht die öffentliche Diskussion, die geprägt ist von Emotionen und Dogmen.“
Schau mal einer an.
Die RWE vertreten also die Position, dass mündige Bürger – darunter laut Konzernstatistik zahlreiche RWE-Kunden – ihre Sorgen öffentlich an- und aussprechen, dies so permanent wie kategorisch nur auf eine Art und Weise können oder wollen: verlogen, verschleiernd, ideologie- und triebgesteuert und bar jeder argumentativen Ratio. Ausgerechnet unter Zuhilfenahme letzterer kämpfen die RWE jedoch unverdrossen tapfer weiter für die Wahrheit, sprich: gegen die verlogene, verschleiernde, aus unerfüllten ideologischen Trieben gespeiste Horrormär von der Renditefixierung deutscher Großkonzerne. Ob das allerdings greift beim hirnlos geifernden Janhagel, darf frohgemut bezweifelt werden.
Trostpflästerchen und Hoffnung für Deutschland: Mit den Politikern, die die Agitatoren dieser Volksverhetzung namens öffentliche Meinung gewählt haben, haben nicht nur die RWE bislang stets hervorragend zusammengearbeitet. Zumindest bis auf der anderen Seite der Welt plötzlich das Wetter umschlug.
Mit dem Autor übrigens auch. Was der dabei an Stundenlohn verdient, ist allerdings sogar für diese Kolumne zu heftig.
Aus derselben Ausgabe von team: erfahren wir dann noch nach viermaligem Umblättern, daß bei den diesjährigen Riedener Passionsspielen der Judas von einem RWE-Kollegen verkörpert wird.
Da sag‘ noch einer, es gebe keine Zufälle.

Dienstag, 22.03.2011
Erinnert sich eigentlich noch wer an Christian Wulff?
Der ist amtierender Bundespräsident. – Der von verfassungsgegebenem Amts wegen erste Repräsentant der Bundesrepublik Deutschland, im In- wie im Ausland.
Zuletzt ist Selbiger in seiner aktuellen Inkarnation Christian Wulff öffentlich in Erscheinung getreten am letztjährigen „Tag der deutschen Einheit“, wo er zumindest schlagzeilenmäßig zu punkten wußte mit dem so unlogischen wie grammatikalisch korrekten Hauptsatz „Der Islam gehört zu Deutschland“.
Seither ist Wulff offenbar untergetaucht. Sarrazin-Debatte, Hartz-IV-Reform, Bundeswehr-Reform, die Guttenbergiade, Ägypten, Libyen, Fukushima, die aktuelle AKW-Debatte… – Wo man auch hinsieht: Kein Wulff. Nirgends.
Zugegeben: Keiner vermisst ihn. Zumindest nicht auf der allmonatlichen Lohnabrechnung, Rubrik Abzüge. Lebt der Mann doch seit mittlerweile fast einem Jahr unbehelligt auf unsere Kosten. In einem Schloß in Berlin mit über hundert Zimmern und mehr Angestellten, als Bill Gates gebraucht hat, um Microsoft zu gründen. Oder Osama Bin Laden, um das Feuerwerk vom 11. September zu veranstalten.
Derlei Ambitionen sind Wulff selbstredend fremd. Er ist bescheiden geblieben. Ein Mann des Volkes. Beim Einkaufen im Supermarkt erkennt ihn mittlerweile nicht mal mehr die Kassiererin wieder.
Und wenn er in gut vier Jahren zu seiner Wiederwahl antritt, werden alle sich freuen: Endlich mal ein frisches Gesicht!
Keine Frage: Wulff hat’s raus.

Mittwoch, 23.03.2011
Liz Taylor ist auch tot. Nach Hause geflogen, wo Michael Jackson schon so lange auf sie wartet. Dem Knut den Bauch krault.
Stefan Mappus, amtierender Ministerpräsident von Baden-Württemberg, ist auch tot. Wenn der am kommenden Sonntag wiedergewählt wird, müssen wir Baden-Württemberg bombardieren.
Hat schon seinen tieferen Grund, daß die Kanzlerin ihre Kriegsflieger nicht mit den Elsass-Besatzern in die Wüste geschickt hat.

***

Heute zu Gast bei Plasbergs Polit-Talk im Ersten: Steinmeier, Özdemir, Kauder, Gysi, Homburger. Polit-Trash pur. Thema: AKW, was sonst. Das Niveau ist entsprechend. Am besten schneiden noch Gysi und Homburger ab, ganz einfach, weil sie die meiste Zeit die Klappe halten und den durchschnittlichen Gesichtsausdruck des Publikums imitieren. Höhepunkt der Sendung: ein fiktiver CDU-Reklamestand in einer kotigen westfälischen Kleinstadt namens Münster. Aber die Münsteraner sind schlau. Lassen sich nicht so einfach verarschen. Beziehungsweise doch. Total. Ist aber auch egal. Die Sonne scheint.
Am Aasee wird schon wieder gegrillt. Hundertfach. In kurzen Hosen und mit handgeknüpftem und fair gehandeltem Sonnenhut. Und Pils von LIDL.
Scheiße für die Bäume und Büsche. Die werden jetzt wieder auch von wackeligen Zweibeinern vollgepisst.
Scheiße auch für die Dope-Heads. Kann schließlich jeder vermeintlich besoffene Studi ’n Bulle in „Zivil“ sein.
Bei Gysi und Kauder schleicht sich irgendwann der Verdacht ein, daß die auf den selben Typ Nutte stehen.
Wie Homburger sieht der allerdings nicht aus.

Sonntag, 27.03.2011
Mappus tot. Nächster!

Sonntag, 03.04.2011
Herr Westerwelle!
Sie?!

Montag, 04.04.2011
… ja, ne, Herr Westerwelle: entweder – oder. Kein Bock mehr auf Parteivorsitz, aber Vizemerkel bleiben? Wo sind wir denn hier? In Libyen?

Dienstag, 05.04.2011
Weg mit dem Frauenverächter! – Merkel hat jetzt ’nen zwanzig Jahre jüngeren. Phillip heißt er. Der Architekt der Gesundheitsreform tritt an, Deutschland und die FDP zu retten. Merkel geht jetzt schon auf Krücken. Dauergrinsend.
Ein jüngerer Partner soll bei alten Frauen auf den letzten Metern ja unter Umständen noch ein letztes Mal ungeahnte Energien freisetzen. Na denn: Bier auf und Chipstüte her. Wir wünschen gute Unterhaltung.

Dienstag, 12.04.2011
Als sie das letztemal hier war, hielt uns der antikapitalistische Schutzwall noch die Billigarbeiter aus Polen und der Ukraine vom Hals: Kaaskopp-Chefmonarchin Beatrix macht Staatsbesuch in Groß-Germania. Und lobt die guten Handelsbeziehungen zwischen den Ländernachbarn. Wir auch. Und unsere Kundschaft am Aasee auch. Peace, Baby!

Montag, 02.05.2011
Osama, the dead terrorist: Der Welt berühmtester Kapitalistenmeuchler und Stadtpanoramenretuschierer ist tot. Die Kapitalisten aus Hollywoodland haben Osama bin Laden in Pakistan aufgegriffen und gleich standrechtlich zurückgemeuchelt. Spielen halt immer noch gerne Wilder Westen, die Amis. Besonders, wenn sie sich im Ausland aufhalten.
Ein Bayer, der sich im Ausland aufhält, spielt derweil lieber weiter finsterstes Mittelalter und erklärt seinen Amtsvorgänger für so was wie ’ne Vorstufe von ’nem Heiligen. Wer gibt, dem wird gegeben, wird sich Bennodetto dabei gedacht haben. Wenn er in den Spiegel kuckt, sieht er wahrscheinlich schon so’n leichtes Glühen um die eigene Birne.
Bei William und Kate (ein Wochende verheiratet und somit schon 24 Stunden länger als ihrerzeit Britney Spears) hat’s derweil den ersten Ehekrach gegeben. Weil der Bräutigam in der Hochzeitsnacht angeblich zu besoffen war, um einen hochzukriegen. Tja, die Kate wird sich jetzt in so einigen Belangen umgewöhnen müssen. Immerhin: Dies Mal ist William zumindest noch im eigenen Ehebett aufgeschlagen.
Sting trägt neuerdings ’nen Vollbart. Passend zur Musik.
Ob die Merkel wohl rasiert ist? Oder Kate?

Denken wir vorm Einschlafen nochmal drüber nach…

Robert Martschinke
wird zur Zeit nicht in der Printausgabe veröffentlicht

SÜDKURVENSPEZIAL. Hodie: Theologica fußballerina oder: Wer’s glaubt, wird selig. Vorletzte Antworten.

hennes noster qui est in colonis

Heute inne Fluppenpause mal den Lütte angefragt, wie man eigentlich so’n Schalker wird, ist ja mal interessant, ist ja logisch, also logisch absolut nicht zu erklären, daß einer so was wird, darauf der Lütte: gar nicht, weil: als Schalker wird man geboren; oder eben nicht. Lassen wir mal so stehen. Und sind mal froh, daß wir nicht als Schalker geboren sind. Fragt sich nur, warum manche als Schalker geboren werden und andere nicht. Am Zodiak kann’s nicht liegen, Lütte is‘ auch ’n Krebs. Vielleicht isses ja genetisch bedingt. Desoxeribonuklein und so. Sieht man ja immer mal wieder, daß wenn der Vater ’n Schalker ist, der Sohnemann auch einer ist.
Nu gibt’s natürlich auch kölnbezüglich solche Familienklüngelei; die aber völlig anders generiert ist. Kölner wird man nämlich – so weit unsereins das angeht und versteht – nicht automatisch von Geburt an (außer natürlich, man ist in Köln geboren), sondern durch zwingende Logik. Weil Köln nunmal der beste Verein der Welt ist. Und wenn man das dem Kind frühzeitig (postnatal reicht) ordentlich pädagogisch darlegt und aufzeigt, und es ist verständig und tut nicht verbockt (äh…), dann wird’s natürlich auch ’n Kölner. Logisch.
Kann man also zusammenfassend mal ganz wertungsfrei jetzt sagen: Die Schalker halten’s wie die Juden, die werden ja auch schon so geboren; die Kölner dagegen wie die Katholiken, die müssen erst getauft werden bzw. gefirmt. Ob’s die Bayern wie die Moslems halten und wie’s die Bayern bzw. Moslems überhaupt halten, kann man an dieser Stelle jetzt nicht sagen, müsste man erst noch erkunden bzw. mal einen fragen.
Daß aber auch ein Schalker, selbst wenn er so geboren wurde, hierzulade immer noch Religionsfreiheit hat und gewissermaßen sozusagen konvertieren kann, das hat ja zuletzt der Neuer Manuel mal angezeigt. Der wird ja jetzt Moslem bzw. Bayer. Obwohl Lütte meint, daß der jetzt Moslem bzw. Bayer wird, das zeigt nur, daß der nie ’n richtiger Schalker gewesen war.
So ist es letztendlich mit dem Fußball wie in der Theologie: Dogmen, Thesen und Argumente jagen einander übern Rasen auf der Suche nach Ball, Schiri und Tor. Die allerletzten Antworten aber liegen jenseits des Stadions.

Robert Martschinke, 04.05.2011
wird zur Zeit nicht in der Printausgabe veröffentlicht

SÜDKURVENSLALOM. In dieser Ausgabe: Fast wie beim Sex: schon fertig, bevor’s überhaupt angefangen hat. Pawlowsche Reflexe. Gender. Ein Gruß ans andere Geschlecht. (33. Spieltag dlS)

Ball ist rund.
Tor ist eckig.
Alles andere ist Geometrie.

Am Wochenende soll’s ja famosigstes Wetter geben. Da hat’s auf Garantie kein Bock (wie man so sagt), sich vorn PC zu setzen und ’ne Südkurve zu fabulieren. Darum haben wir hier einfach schon mal zwei Versionen für alle Fälle vorgeschrieben: eine für wenn Köln gewinnt, die andere für wenn nicht.
Version 1: Köln gewinnt.
Kann man sich ja immer wieder drüber freuen, wenn die Kölnischen auswärts zaubern und die Theorie vom Hennes-Faktor als Schweizer Käse servieren. So auch am Samstag von heute, wo sie den Frankfurtern die Kappe langgezogen haben. Und für nächstes Wochenende wartet auf den Hennes dann ein ganz besonderliches Fresschen: Die Depriritter aus Gelsenkirchen haben sich angekündigt. Da jucken dem Hennes jetzt schon die Geweihspitzen.
Version 2: Köln verliert.
Immerhin. Pünktlich zum nahenden Ende der Saison funkelt die Theorie vom Hennes-Faktor noch einmal in ihrer ganzen logischen und allgemeingültigen Reinheit. Köln kriegt in Frankfurt einmal mehr so richtig die Kappe langgezogen. Und für nächstes Wochende wartet auf den Hennes dann ein ganz besonderliches Leckerli: Die Depriritter aus Gelsenkirchen haben sich angekündigt. Da jucken dem Hennes jetzt schon die Geweihspitzen.
Apropos Schalke: Demnächst ist übrigens wieder Frauenfußballweltmeisterschaft. Kein Scheiß. So was gibt’s wirklich. Das ist Gender (sprich: dschänn-da). Gender besagt, daß Frauen das Gleiche können wie Männer auch (oder immerhin so ähnlich).
Das ist natürlich ganz großer Quatsch. Frauen können keine Kinder zeugen und Männer keine Kinder kriegen. Wenn die Männer die Kinder kriegen müssten, wär‘ die Menschheit längste ausgestorben. Und wenn die Frauen die Kinder zeugen müßten, erst recht.
Daß die deutschen Frauenfußballer immer Weltmeister werden, beweist übrigens nicht, daß die so gut spielen; vielmehr beweist es, daß der Frauenfußball in Deutschland viel mehr gefördert wird wie in der übrigen Welt, beispielsweise im Iran.
Frauen-Formel-Eins gibt’s allerdings auch hierzulande nicht, Gender hin, Gender her. Die sollen erstmal rückwärts einparken lernen.
Dann haut mal rein, Mädels. Aber lasst den Rasen heile…

06.05.2011

Nachtrag 07.05.2011.
Version 1 macht das Rennen: Die Colonier machen in Frankfurt in einem der fußballtechnisch unterirdischsten Spiele der Saison mit einem soliden zwei zu null den Sack zu, überholen mal wieder die Schalkos in der Tabelle und bleiben erstklassig. Die Blauweißen aus Gelsenkirchen dagegen verschlumpfen auch gegen die Gäste aus Mainz. Dem armen Neuer muss bestimmt schon ganz schwindelig sein, so häufig wie der sich in letzter Zeit umdrehen musste. Und nächstes Wochenende wird’s ja auch nicht besser. Neuers Neue dagegen verpassen der Roten Laterne von St. Pauli acht Kirschen und machen so, daß der Hennes nu auch nicht mehr die gruseligste Torbilanz der Liga aufweist. Bedankt, ihr Barzis. Und jetzt wieder raus inne Sonne…

Robert Martschinke
wird zur Zeit nicht in der Printausgabe veröffentlicht

SÜDKURVENSLALOM. In dieser Folge: Der Hennes-Faktor als relevante Größe auf dem Weg zur deutschen Meisterschaft oder: Hennes macht den Meister. Kein Bock auf Schalke. Klassenkampf. Von notwenigen und hinreichenden Bedingungen. (32. Spieltag dlS)

Ball ist rund.
Spiel dauert 90 Minuten.
Schale geht nach Dortmund.


Steilvorlagen für ’nen wendungsreichen Südkurvenslalom alldieweil, man musse nur gekonnt abzufangen wissen. Los geht’s: Man kann den Kölnern ja ’ne Menge vorwerfen; aber nicht, daß sie ( – Achtung! – ) kein Bock haben.

…???

Okay, dann eben nicht.
Hennes, der Meistermacher: Um Punkt 17 Uhr 9 Minuten und 55 Sekunden legt Novakovic den Gästen aus Leverkusen, die spielen, als hätten sie sich die gesamte Produktpalette ihres Hauptsponsors reingetan, zum zweiten Mal die Kirsche ins Netzchen und kredenzt den Dortmunder Borussen am vorvorletzten Spieltag den siebenten Meistertitel ihrer Karriere. So nett kann man auf Kölle sein. Fast noch netter geht’s auf Schalke zu. Manuel Neuer schleimt sich bei seinem neuen Club in spe ein, indem er viermal das Leder vorbeilässt. Fragt sich nur, ob die Bayern ihn in dieser Form überhaupt haben wollen. Die Gelsenkirchener Mannschaftskollegen machen ihrem Manu den Abschied allerdings nu wirklich nicht schwer: Drei verlorene Spiele in Folge, und eine Wetterbesserung ist nicht in Sicht. Mittwoch gibt’s bei ManU das Championsleague-Aus, und Köln steht auch noch auf der Schalker Agenda. Unter den Augen vom Hennes.
Rein rechnerisch kann Schalke übrigens tatsächlich noch absteigen. Dann müßte Frankfurt jedoch die letzten beiden Spiele mit einem Torplus von 12 Treffern gewinnen. (Klingt erstmal unwahrscheinlich; andersherum: Nächstes Wochenende spielen sie gegen Köln, und die kassieren auswärts gerne auch mal’n Sechserpack.) Auch Vauwehausen müßte beide Spiele gewinnen, Köln, Bremen und Stuttgart bloß eins (Welches das bei Köln sein wird, dürfte ja wohl klar sein.) und Schalke erwartungsgemäß beide verlieren.
Klassenkampf pur also in der unteren Tabellenhälfte und reichlich Stoff nicht nur für mathematische Kurvendiskussionen. Wir bleiben am Ball. Flachhalten ist alles.
Mal kucken, ob der Lütte sich morgen zur Arbeit kommen traut.

Robert Martschinke, 01.05.2011
zur Zeit nicht in der Printausgabe veröffentlicht

SÜDKURVENSPEZIAL. Anlaß: Weißwurst statt Currywurst – Lütte hat ‚n Blues.

Junge, komm‘ bald wieder…
FREDDY QUINN

Mannometer zum Kubik.
Der Lütte is‘ ganz schön angepisst.
Der Lütte is‘ ’n Kollege und nämlich Schalker.
Und jetzt geht der Manuel Neuer, seines Zeichens Torwart von Deutschland, aber auch von Schalke, jetzt geht der nach zwanzig Jahren bei Schalke, praktisch vonne Vorschul-E-Jugend bis jetzt aktuell UEFA-Semifinale, praktisch von ganz unten bis nach fast ganz oben immer ’n Schalker, jetzt geht der nach so viel Schalke hin und wechselt zu den Bayern. Findet der Lütte natürlich total pervers. Natürlich zu recht. Zu Bayern gehn is‘ grundsätzlich pervers. Quasi naturgesetzmäßig. Da muss man sogar den Düsseldorfer Toten Hosen was recht geben mit ihrem diesbezüglichen Lied. Kann ja auch der Hennes ’ne Weise von flöten. Schließlich war der Poldi auch mal von Köln weg zu Bayern; wo er sich dann auf der Ersatzbank den Arsch plattgesessen hat. Als er dann nach Köln zurückgeschlichen kam, der Verräter, fanden das in Köln alle janzjanzdoll. Sollte zumindest so aussehen wie wenn. Als ob…
Sei’s drum.
Mal kucken, wie lange ’s dem Manu bei Hoeneß und Konsorten gefällt. Muss ja nicht nur Bälle fangen da, sondern sich auch imagemäßig angelegentlich in so ’ne Krachlederne reintun und sich aufm Oktoberfest zum Schickimicki-Clown machen lassen. Im Zelt von Feinkost Käfer. Weißwurst statt Currywurst. Kann man sich allerdings, was das angeht, ganz gut vorstellen, daß er da ’ne bayernmäßig gute Figur macht, der Manu. Hat zumindest nicht so ’ne Hackfresse wie der Poldi. Der hat ja fast so ’ne Hackfresse wie der Schweini.
Egal.
Was den Lütte angeht, brauch‘ der Manu auf keinen Fall nicht zu Schalke zurückzukommen. Kann man dem Lütte nur memento geben und sagen: Das haben se in Köln zum Poldi damals auch gesagt. Und wie lange is‘ der jetzt schon wieder Hennesianer.
Ja, ne, Lütte, is‘ ja gut, hast ja recht. Ja, ne, is‘ klar, Schalke ist nicht Köln. Weiß ich selber.
In Köln steht übrigens ’n Bayer im Tor.

Robert Martschinke, 20.04.2011
zur Zeit nicht in der Printausgabe veröffentlicht

SÜDKURVENSLALOM. Diesmal: Hennes reloaded oder: ein Bock ohne Schaefer. Das Kölner Tor als Osterkörbchen. Zweitligaträume. Der Manu als Poldi auf Schalke. Ein Wort an ein paar ganz spezielle Leser. (Oder: Honni soit qui mal y pense.) (Sting heißt übrigens Sting, weil er in den Siebzigern immer so‘n SCHWARZGELBgestreiften Pulli anhatte, wodrin er aussah wie ’ne Wespe; sagt man.) (31. Spieltag dlS)

Ball ist rund.
Spiel dauert 90 Minuten.
Alles andere ist Theologie.

Reisen hält jung. Das wissen wir nicht erst seit Einsteins Spezieller Relativitätstheorie (Stichwort: Speziell-relativistische Zeitdilatation), aber: Punkte bringen tut’s noch weniger. Zumindest auswärts greift der Hennes-Faktor munter weiter: Köln, frisch aufs Trainerkarussel aufgesprungen und den Schaefer Frank der Zentrifugalkraft anheimgestellt, kassiert vier Knickeeier ohne Füllung in Vauwehausen und macht eindrucksvoll seine Ansprüche auf einen Abstiegsplatz geltend. (Was die Tordifferenz angeht, sind ’se ja eh schon längste so weit.) Ist es angesichts derartiger Kalamitäten trostspendend, daß Schalke nach dem null zu eins gegen Kaiserslautern rein nominell auch immer noch absteigen kann?
– Nicht wirklich.
Die Fans haben dem Manu die Fahnenflucht ins Zelt von Feinkost Käfer ja angeblich verziehen. Podolski-Syndrom, klare Marie. (Notiz an mich selbst: Lütte Montag damit ärgern. – Ach ne, Montag ist ja frei…)
Dem Manu haben sie vergeben; dem FC Bayern allerdings nicht. Können manchmal ganz schön spitzfindig werden, so Ruhrpottler.
Apropos Schalke: Angeblich gibt’s hier regelmäßig Leser dieser Kolumne, die sind das nur wegen dem gelegentlichen Schalkebashing. Dortmunder nämlich. Tigerentenclub.
Schon erstaunlich, daß ’n Verein mit schwarz-gelben Farben unter ’ner schwarz-gelben Regierung die besten Aussichten hat, Deutscher Meister zu werden. Ein Schuft, wer Böses dabei denkt.
Was? CG Jung? Synchronizitätsprinzip? Das könnt ihr eurer Großmutter erzählen. Und außerdem ist die Platte von The Police. Und Sting heißt übrigens Sting, weil… – Ja, da leck‘ mich doch einer…

Robert Martschinke, 24.04.2011
zur Zeit nicht in der Printausgabe veröffentlicht

SÜDKURVENSLALOM. Heute: Sch…mäh. (30. Spieltag dlS)

Ball ist rund.
Spiel…
usw. usf.

Realität ist immer relativ, oder wie der Logiker sagt: Gibt immer ’ne Logik, man muss nur drauf kommen. Obwohl theoretisch völlig unmöglich, siegt Stuttgart auswärts gegen Köln mit drei zu eins. Et tu, Hennes? Wo dran hat’s also gelegen? Wetter war gut. Südkurve war voll. Nordkurve auch. (Von Stuttgart aus ist ja nicht weit.) Schäfer säuft Kaffee ausm Pappbecher. Philosophie ist, wenn man glaubt, dass man’s weiß, obwohl es nix zu wissen gibt. Reden wir also nicht drumrum: Der Hennes hat dies Wochenende wieder richtig scheiße gespielt. Aber so richtig. Also so langsam seh‘ ich schwarz für den Hennes.
Selbst Poldi (!) sagt nach dem Spiel, dass das kein Fußball war, was die Kölner hier heute gespielt haben. Was es stattdessen war, sagt er aber nicht.
Vier Spieltage noch. Drei Punkte bis zu ’nem Abstiegsplatz.
Ein leises Mäh in Richtung Zweite Liga. Scheiße halt.

Robert Martschinke, 17.04.2011
wird zur Zeit nicht in der Printausgabe veröffentlicht

SÜDKURVENSLALOM. Heute: Irregularitäten auf Quantenebene verlangen nach einer praktischen Kritik der reinen Vernunft vom Hennes-Faktor. Televisionen. Richard David Precht. Die sieben Kardinalstugenden, erster Teil: Demut. (29. Spieltag dlS)

Ball ist rund.
Spiel dauert 90 Minuten.
Alles andere ist Theorie…

Scheiße. Die Theorie vom Hennes-Faktor ist dahin. Sprichwörtlich für die schrödingersche Katz‘. Köln hat auswärts gewonnen. Far from Hennes.
Andersherum: Gerade von Schrödinger wissen wir, daß in der winzigen Welt der Quantenmechanik so einiges möglich ist. Zumal gegen Mönchengladbach, seines Zeichens fußballerische Grobmechanik sondergleichen.
Vielleicht hat der Hennes sich aber auch das Spiel im Bezahlfernsehen angesehen. Und so weit weg von Köln ist Gladbach ja auch nicht, rein entfernungsmäßig betrachtet. Da kann man von hier aus locker hinspucken.
Dann funktioniert Erwins Zukucktrick also auch via Glotze. Was – wie jede gute Wissenschaft – weitere Fragen aufwirft, zum Bleistift: Macht das auch ’nen Unterschied, ob unsereiner zukuckt oder nicht? Und wenn ja – welchen? Kauft man sich besser ’ne Dauerkarte; oder sollte man sie ganz im Gegenteil schleunigst schreddern? Mit einfachsten Worten: Bin ich Hennes? – Und wenn ja wie viel?
Was? Köln hat gar nicht gewonnen? Eins zu fünf verloren?
Also doch. Hat sich die Theorie vom Hennes-Faktor mal wieder als luft- und wasserdicht bewiesen.
Eins zu fünf gegen den Tabellenletzten. Das zeugt allerdings von Demut. Den Gladbachern selbstlos den höchsten Heimsieg seit fünfzehn Jahren beschert.
Da können sich die Schalker mit ihrem Champions-League-Gepose ruhig mal ’ne Scheibe von abschneiden…
Christkind gespielt im April. Schöne Bescherung.
Wieso spielt Köln eigentlich ständig sonntags?

Robert Martschinke, 10.04.2011
zur Zeit nicht in der Printausgabe veröffentlicht

SÜDKURVENSLALOM. Heute: Randale an der Elbe. Oktoberfest am Dom. Und heiter dreht sich das Trainerkarussel oder: die Kreisur vom Quadrat: Hennes goes politics (or not). (28. Spieltag dlS)

Ball ist rund.
Spiel dauert 90 Minuten.
Alles andere ist Theorie…

Sonntag, 18 Uhr, Sportschau im Ersten.
Denkste, jetzt kommt zum tausendsten Mal der arme Linienrichter, der den vollen (!!!) Bierbecher in den Nacken kriegt, und dann das:
Erste Meldung: Guido Westerwelle räumt seinen Posten als Trainer beim FDP. (Einen Tag später wird er auch den Co-Trainer-Posten bei der Nationalmannschaft hinschmeissen.) Ob die Randale in Hamburg schuld ist? Da mussten sie das Freitagsspiel abbrechen, weil die Fans die Spieler und Schiris mit allerlei handlichen, mehr oder minder flugtauglichen Gegenständen befeuert haben. (siehe Bierbecher oben)
Möglicherweise fürchtet die Nationaltrainerin, dass ihr so was auch noch passieren wird. Zumal sie jetzt auch noch eigenhändig einigen Hauptsponsoren ihres Teams den Saft abgedreht hat. Da bringt der Co-Trainer-Wechsel jedoch auch nicht viel, kommt der Nachfolger doch höchstwahrscheinlichst vom selben Verein. Und der spielt mittlerweile bestenfalls noch in der Bezirksliga.
Anyway, wie der Schwede sagt. Was schert den Fan die Vereinspolitik? Hauptsache, das Rundige trifft ins Eckige. Die Kreisur des Quadrats, sozusagen.
Köln gewinnt das Sonntagsspiel gegen Nürnberg bayernmäßig mit einem ranzigen Tor in der Nachspielzeit. Ob die Merkel das auch so hinkriegt, sei mal mehr als dahingestellt. Kein Hennes weit und breit im Kanzleramt.
Von der Schalker Methode sei ihr jedoch erst recht abgeraten: Die Gelsenkirchener gewinnen an diesem Wochenende besagtes Randalespiel auf St. Pauli, ohne es überhaupt zuende gespielt zu haben.
Das hat Merkels Vorgänger auch versucht. Spiel ging dann doch anders aus.

Robert Martschinke, 03.04.2011
zur Zeit noch nicht in der Printausgabe veröffentlicht