Die Liebe ist nur halb so schön,
wenn man nem Alten zugeseh’n,
der sich nach Jugend streckt,
in sich den Beau entdeckt:
Fast wie ein Leu, nur ohne Zahn,
pirscht Opa sich ans Gretchen ran,
sieht lüstern sich an ihren Zitzen,
saugen, kneten – Augen blitzen!
Doch kommt er nicht zum Sündenpfuhl,
hängt doch am Tropf er, und im Stuhl,
so geifert er nur, hohl und schal,
kratzt sich am Kopf, der beinah kahl,
Und seufzt, es sei die wahre Tugend,
dass man im Alter mild zur Jugend…
Sybille Lengauer
aus: Luftruinen-Ausgabe 10, Winter 2010/11