Zeit, von: Sybille Lengauer

Es ist Zeit der Nornen fleißig’ Fäden boshaft zu verwirren,
sie zu Knoten aufzutürmen, ihr Gewebe zu beirren.

Es ist Zeit des Leuchtturms Leuchten irre kichernd abzutragen,
die Lichtgefäße zum Verzagen tapfrer Männer auszuschlagen.

Es ist Zeit der Götter dogmenhaft’ Dekrete zu negieren,
ihr Gewäsch zu ignorieren, nicht die Wange zu servieren.

Es ist Zeit des Weges Wagenrad allein voran zu lenken,
nicht durch andrer wirrem Denken von der Richtung abzuschwenken.

Es ist Zeit der Mächt’gen Machenschaft’ mit Argwohn zu durchblicken,
das Schaumgeschwafel mit Entzücken augenblicklich zu ersticken.

Es ist Zeit der Uhren Ungemach ein Ende zu bereiten,
ihr ew’ges Laufen zu begleiten, das Vergehen zu bestreiten.

Es ist Zeit des trägen Tickens würgend Halt zurückzulassen,
sein Gestade zu verlassen, neue Verse zu verfassen.

Es ist Zeit den atemlosen Augenblick verzückt zu spüren,
die Lebensfreude anzurühren, gold’ne Zeiten anzuführen.

Zeit zu Leben, Zeit zu Lachen, Zeit mit Phantasie zu siegen,
Zeit zu Streben, Zeit zu Wachen, Zeit für all die Lebenslügen…

Sybille Lengauer