Nachdem, von: Christian F.

Nachdem er voller Unruhe und kaum geschlafen hatte, verließ er sein Bett, zog Decke und Kissen ordentlich zurecht, kochte dann Kaffee und frühstückte ohne Appetit etwas Toastbrot. Es war früh, noch keine sieben Uhr.

Nachdem er gestern den Entschluss gefasst und daraufhin seine Papiere geordnet und säuberlich in einen Ordner geheftet hatte, war es ihm nicht gelungen, etwas aufzuschreiben. Keine Erklärung an irgendeinen Menschen kam ihm in den Sinn, und darum hatte er alle noch offenen Rechnungen demonstrativ auf jenen Ordner gelegt. Anschließend hatte er die gesamte Wohnung geputzt und aufgeräumt.
Auch jetzt, als es draußen langsam hell wurde und er durchs Küchenfenster weiter entfernte Gebäude nur umrisshaft in der Morgendämmerung erkennen konnte, spülte er das benutzte Geschirr gewissenhaft ab.

Nachdem er Teller, Tasse und Besteck an ihren Platz geräumt hatte, schaltete er das Radio an. Die Nachrichten kündigten eine Wahl an, prognostizierten die Beteiligung daran und nannten die Fußballergebnisse vom Vortag. Der Wetterbericht versprach kein gutes Sonntagswetter, die Wörter „bedeckt“ und „wechselhaft“ fielen. Er stellte das Radio aus und sah sich vergewissernd aus dem Fenster, und es regnete.

Nachdem er den Stecker aus der Kaffeemaschine gezogen und nachgesehen hatte, dass alle elektrischen Geräte ausgeschaltet waren, schritt er noch einmal, ein letztes Mal, die gesamte Wohnung ab.

Nachdem er sich seine Jacke übergezogen hatte, verließ er die Wohnung, die er gewissenhaft durch zweimaliges Umdrehen des Schlüssels verschloss. Weil es regnete, zog er draußen den Kragen hoch und wählte die Straßenseite, die den meisten Schutz vor der Nasskälte bot. Eigentlich war es Unsinn, sich jetzt noch vor einer Erkältung zu schützen, dachte er.

Nachdem er zu Fuß das Industriegebiet erreicht hatte, ging er in Richtung des Wasserturms und schaute sich um. Niemand war zu sehen, niemand war in seiner Nähe. Aus dem grauen Himmel fiel kaum noch Regen, als er langsam die Sprossen der stählernen Leiter erklomm, die er kalt und nass an seinen Händen spürte.

Nachdem er die Plattform an der Kuppel des Turms erreicht hatte, hielt er einen Moment lang inne, ließ seinen Blick kurz über die Stadt schweifen, die unter dem grauen Morgenhimmel lag, dachte an nichts und vollzog den letzten Schritt.

Christian F.