Gott ist ein Penner, von: Hanno Fischer

Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer und der Himmel war auch noch nicht wesentlich interessanter ausgestaltet. Und Gott sprach: „Es werde Licht!“ Und es wurde Licht. Und Gott sprach: „Cool! Hat funktioniert!“ Und Gott sah das Licht und sah, dass es blendete wie Sau. Und Gott sprach: „Scheiße, das blendet ja wie Sau!“, und Gott schuf die Finsternis. Und Gott nannte das Licht Tag und die Finsternis nannte er… Karl Heinz! Und Gott sah, dass das nicht wirklich viel Sinn machte und er taufte die Finsternis um in: Nacht! Und Gott sah, dass das ja jetzt eigentlich ’n ganz passabler Name war für die Finsternis: Nacht! Ist kurz, ist griffig, ist eingängig, kann sich jeder was drunter vorstellen: Passt! Und Gott sah, dass es gut war! Und die Finsternis legte sich über die Welt und der erste Tag war vergangen. Und Gott sah, dass er nix mehr sah. Und am Ende des ersten Tages, da schuf Gott die Leselampe! Das wird in der Kirche bei der Lesung oft vernachlässigt…

Und um das Ganze jetzt hier mal ‘n bisschen abzukürzen: In den kommenden 6 Tagen, da schuf Gott allerhand cooles Zeug! Er schuf die Kontinente und er schuf die Meere! Mehrere Kontinente! Und mehrere Meere! Und Gott schuf die Meere und die Fische und die Bäume und die Vögel und Liechtenstein und die FDP…

Und gerade im Anfang, da war Gott ein bisschen durcheinander und er hatte da so ein paar kleinere Startschwierigkeiten und er sprach: „Ok, wie rum jetzt? Jetzt hab ich hier die Meere und die Bäume… Dann tu ich doch jetzt einfach hier schon mal die Fische in die Bäume. Nee, das fühlt sich irgendwie nicht richtig an… Na gut, dann kommen jetzt die Fische in die Meere und die Vögel gleich hinterher! Ja, obwohl, nee: Das is‘ ja jetzt blöd, weil da sind ja schon die Fische drin… Ok, dann kommen einfach die Vögel in die Bäume: Aber was mach ich denn dann mit den fliegenden Fischen?“ Und Gott sprach: „Ene-mene-miste, es rappelt in der… Ach, was soll’s: Ab ins Meer mit dem Scheiß!“ Und nach diesem göttlichen Wahlspruch verfährt die Menschheit heute noch: Wir wissen nicht, was es ist? Ab ins Meer mit dem Scheiß!“

Am sechsten Tage betrachtete Gott das Werk, das er bis dahin geschaffen hatte, und sah, dass es nicht schlecht war, dass man aber an der einen oder anderen Stelle vielleicht noch ‘n paar kleinere Verbesserungen vornehmen könnte, und Gott sprach: „Ja, ich merk auch gerade, dass das hier oben so ‘n bisschen einsam werden kann, hier mit dem Monotheismus…“ Und Gott sprach: „Jetzt wäre vielleicht hier mal der richtige Zeitpunkt gekommen, um ein Lebewesen zu schaffen nach meinem Bilde und bla.“ Und Gott schuf das Einhorn.

Und der Mensch sprach: „Moment! Was ist denn jetzt kaputt? Wir stehen jetzt hier schon seit 6 Tagen in der Schlange und warten darauf, dass uns mal endlich einer erschafft! Und das geht mal so überhaupt kein Stück voran da vorne und kann jetzt hier vielleicht endlich mal einer sowas wie ne zweite Kasse aufmachen?“ Und Gott wandte sich dem Menschen zu und er setzte ihn sanft auf seine große göttliche Handfläche und er sprach: „Scheiße, jetzt hab ich das Einhorn ins Meer fallen lassen…“ Und er sagte auch: „Und es sieht nicht so aus, als ob es da unten im Wasser gut klar käme… Ich könnte ihm ja vielleicht nen Satz Schwimmflossen verpassen, aber ich glaub, das wär dann sowas ähnliches wie Evolution: Und damit fangen wir hier gar nicht erst an! Und ich hätt‘ auch große Lust, diese übergeschnappten lärmenden Riesenechsen einfach mal direkt hinterher zu schmeißen, weil die gehen mir nämlich schon die ganze Zeit tierisch auf ’n Sack mit ihrem Gebrülle: Ruhe da hinten, sonst werdet ihr ausgestorben!“

Und Gott sprach: „Na gut, dann schaff ich jetzt halt eben noch mal ein Wesen nach meinem Bilde: Nur vielleicht diesmal ohne das schöne, stilvolle Horn auf der Stirn!“ Und Gott schuf den Menschen. Und Gott nahm den Menschen und er setzte ihn neben den großen Apfelbaum und er sprach: „So! Und Finger weg von den Äpfeln!“ Und der Mensch sprach: „Hier ist ja schon wieder ne Schlange!“, und Gott sprach: „Stell dich nicht so an!“

Am siebten Tage sprach Gott: „Wow, jetzt bin ich aber schon ganz schön aus der Puste hier: Was haben wir denn jetzt noch?“ Und Gott betrachtete seine göttliche „to-do-checklist“ und sah, dass es gut war: Nicht perfekt. Aber gut. Und das ist ja quasi schon mehr, als man von einem allmächtigen, allwissenden, allgütigen Gott überhaupt erwarten kann. Und Gott sprach: „Ok, jetzt hab ich hier noch auf dem Zettel: Soziale Gerechtigkeit, Weltfrieden und ‘n Heilmittel gegen AIDS!“ Und Gott sprach: „Naaa! Muss auch ohne gehen! Ich hau mich erst mal ne Runde hin: Das merkt hinterher sowieso keiner…“ Und Gott segnete den siebten Tag und heiligte ihn, denn an ihm ruhte er von allem seinem Werk. Der Penner.

Aber eines Tages, da begannen die Menschen, sich Fragen zu stellen, und sie traten vor ihren Schöpfer und sie sprachen: „Herr, sag mal, warum gabst du uns soviel dämlichen, sinnlosen Scheißdreck? Herr, nimm Tamagotchis oder Twitter oder Handys mit Freisprecheinrichtung oder diese komischen Pokémons und Yu-Gi-Ohs oder die RTL2-News oder die Super-Nanny oder die FDP, nimm, was du willst, Herr… Wo genau wär jetzt das große Problem gewesen, uns mal zur Abwechslung was Vernünftiges und Sinnvolles mit auf den Weg zu geben: Wir hätten da jetzt so konkret gedacht an soziale Gerechtigkeit, Weltfrieden oder ‘n Heilmittel gegen AIDS!“ Und Gott sprach: „Scheiße, ich bin ertappt…!“, und er sagte auch: „Ja, Leute! Ich weiß gar nicht, was ihr habt: Ich gab euch jede Menge schöne Fische und Bäume und Zeugs…“

Und die Menschen sprachen: „Ok, dann bauen wir jetzt halt ’n Turm! Der bis in den Himmel hinaufreicht!“ Und Gott sprach: „Wieso das denn jetzt?“, und die Menschen erwiderten: „Weil wir’s können!“ Und Gott guckte sich das tatsächlich ne ganze Zeit lang an und dachte bei sich: „Oh Scheiße, die können das wirklich!“ Und das ging Gott fürchterlich auf ’n Sack und er sprach: „Dann werde ich ihnen halt das nehmen, was sie eint und was sie in ihrem Ungehorsam gegen mich bestärkt: Warum red ich eigentlich so geschwollen? Egal! Ihre gemeinsame Sprache, auf dass sie sich in alle Winde zerstreuen und aufhören, mich zu ärgern!“ Und Gott ließ seinen Worten Taten folgen.
Die Menschen jedoch, die fortan in vielen unterschiedlichen Zungen redeten, ließen sich nicht beirren: Sie erfreuten sich an der neu gewonnenen kulturellen Vielfalt und sie zogen aus, um Fremdsprachen-Kurse in der Volkshochschule zu belegen. Gott aber sprach: „Ok, ok… Dann schick ich euch jetzt halt meinen Sohn runter, um das wieder einzurenken, was ich damals verpennt habe, aber: Wehe euch, ihr kommt auf dumme Gedanken! Wehe, der Jesus kommt nicht ungekreuzigt wieder hier oben an!“ Doch die Menschen bauten eine Riesen-Scheiße und Gott sprach: „Ihr dämlichen Vollidioten könnt mich alle mal! Racheeeee, ihr Arschkrampen…“ Und Gott schuf die schwarz-gelbe Bundesregierung. Amen, Schwestern und Brüder!

Hanno Fischer