Konsumfreiheit, von: Marian Heuser

Oh Fernseher!

Du Sprachrohr der Menschheit,
Du Fernglas in die Welt,
Erkläre mir die Freiheit
Und zeig mir, was mir fehlt.

Tank nur bei BP
Und der Anfang ist geschafft
Und bei der Deutschen Bank
Gibt es Leistung aus Leidenschaft
Ich liebe es, ich brauche es, du darfst! – genau
Nichts ist unmöglich, make the most of now
Du bist es dir wert, aber friss ruhig Müll
Mit Sicherheit ein gutes Gefühl
Weck den Tiger in dir, zeig, was in dir steckt
Denn Qualität, mein Kind, ist das beste Rezept

Und keine Macht den Drogen!
Treib lieber Sport
Mit Bitburger, Becksbier oder Hansa Export
Trinke, bis der Stumpfsinn die Zweifel überwiegt
Oh Perle der Natur
Merci, dass es dich gibt!
Come to where the flavour is
Und zwar die ganze Nacht
Alles super! Vorsicht wild!
Spaß ist, was ihr d’raus macht!
Einmal gepoppt und nie mehr gestoppt
Mit der längsten Praline der Welt
Sex sells die Devise, die keinen mehr schockt
Denn alles ist käuflich – für Geld.
Ja, sogar Reinheit für die Seele
– viel zu krass! –
Und ich, ich denk mir:
„Alles Müll(er) oder was?!“
Diesen Versprechungen stehen Realitäten im Wege
Da hilft auch nicht des Wodkas reine Seele.

Ach Fernseher!
Du Sprachrohr der Konzerne,
Du Tunnelblick der Welt,
Erzähl mir nichts von Freiheit,
Denn nur wer zahlt, der zählt.

Ich will mehr vom Leben
Und will so bleiben, wie ich bin.
Und es gibt immer was zu tun.
Also mach dein Ding!
Los zeig’ sie ihnen,
Die Macht des Knack.
Sind sie zu stark,
Bist du zu schwach.

Kein Gelaber, keine Werbung,
Einfach nur Ruhe.
Ja, so sieht sie aus,
Die wahre Perle der Natur.

Dumpfdebiles Dauerglotzen?
Dazu sag ruhig nein.
Denn stell dir vor, der Fernseher läuft
Und niemand schaltet ein.

Degradiert zum Konsumenten?
Sag, wie kann das sein?
Stell dir vor, es herrscht Konsum
Und niemand kauft mehr ein.

Marian Heuser